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TEIL
I: E
INLEITUNG
1.1
Ein Reisebericht in die digitale Zukunft
Was hat Reiseverkehr mit Cloud‐Computing zu tun? Bei beidem geht es um
die Frage „Selbst machen oder machen lassen?“, um Sicherheit, Effektivität,
Energiebilanzen, Distanzen und Kosten.
Selbst fahren oder fliegen?
Angenommen, ein Kunde aus Mailand „droht“ mit Auftrag und bittet um
einen kurzfristigen Vororttermin. Keine Frage, das macht man möglich. Nur
wie? Eine Anreise mit dem eigenen Auto ist viel zu stressig und dauert zu
lang. Also fliegt man und nutzt das eigene Fahrzeug nur für die Fahrt zum
Flughafen. So reist es sich entspannter und man ist zudem viel schneller vor
Ort.
Doch wo liegt die Parallele zu Cloud‐Computing? Mit dem Auto nutzt man
die eigene Hardware, um zum Flughafen zu gelangen. Autofahren kostet viel
Geld: Neben den hohen Anschaffungskosten verursacht allein der Besitz des
Gefährts kontinuierliche Folgekosten durch Wertverlust, Steuer und
Versicherung, selbst wenn es in der Garage steht. Und sobald man losfährt,
kommen pro Kilometer noch die Betriebskosten für Benzin und anteilige
Instandhaltungskosten hinzu. Analog dazu verursacht die Rechenzentrums‐
und Serverinfrastruktur durch Netzanbindung, Strom, Klimatisierung, Miete
und Lizenzen etc. laufende Kosten, selbst wenn sie – z.B. außerhalb der
Arbeitszeiten – nicht oder nur minimal genutzt wird. Sobald mit den
Systemen gearbeitet wird, kommen auch hier zusätzliche Betriebskosten
dazu, zum Beispiel für das erforderliche Administrationspersonal oder für
die Pflege und Instandhaltung der IT‐Systeme. Unter dem Strich fällt die
Bilanz eines eigenen Fahrzeugs ähnlich negativ wie die eines eigenen
Rechenzentrums aus: Gemessen am erforderlichen Kapital‐, Energie‐ und
Ressourceneinsatz sind beide wenig effizient.
Kostenplanung „on demand“
Für die erwähnte Reise hat man eine Airline als öffentlichen Dienstleister in
Anspruch genommen, dessen Kerngeschäft im Transport von Passagieren
liegt. Im Vergleich zu den Fahrtkosten per KFZ entstehen der Airline
natürlich weit höhere Kosten für die Flugzeuganschaffung und die
Betriebskosten für den Flug nach Mailand. Hinzu kommen die Kosten für
Dienstleistungen, die die Airline beispielsweise für die Passagierabfertigung