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oder das seit Jahren bereits angekündigte papierlose Büro. Jedes Blatt
Papier verursacht bei seiner Herstellung, beim Transport und beim
Bedrucken Emissionen. Ein ganzheitliches Bild muss also alle Faktoren in der
Kette vom Server im Rechenzentrum über die Kommunikationswege bis zum
Endgerät umfassen – ein Denkansatz, den mittlerweile auch
Systemmanagementtools berücksichtigen. Durch die hohe Vernetzung der
Systeme kann eine Veränderung an einer Stelle einen starken Einfluss
andernorts haben. Werden die Berechnungen am Server durchgeführt oder
am Client? Damit kann man den Energieverbrauch von einer Seite auf die
andere verschieben, doch stellt sich die Frage, wer ist effizienter dabei? Der
Server im Rechenzentrum, der optimiert ist, viele Transaktionen für viele
Mandanten durchzuführen, oder der Prozessor im Tablet, der mit jedem
Tausendstel Watt Energie geizen muss, da der Akku ja nur über eine sehr
begrenzte Kapazität verfügt und damit von seinen Designern auf maximale
Energieeffizienz getrimmt wurde? Dies mag auf den ersten Blick vielleicht
übertrieben erscheinen, aber wenn man dann die Trilliarden Transaktionen
pro Tag bedenkt, so könnte eine Einsparung auch im kleinsten Ausmaß eine
enorme Energieverbrauchsreduktion herbeiführen.
Eine andere Frage ist, welcher Sublieferanten bedient sich mein Cloud‐
Provider? Nicht nur der Energiemix, den er bei seinen Lieferanten einkauft,
sondern auch andere Dienste, die er zukauft – aus welchen Quellen
stammen diese? Es entsteht eine „Supply Chain“ mit vielen Variablen in der
Kette, und diesem Faktor trägt die ISO 50001 Rechnung, die das
Energiemanagement eines Unternehmens zertifiziert. Dazu kommen wir
später noch. Vorerst sehen wir uns die bis dato gültige Klassifizierung von
Rechenzentren an, nämlich den PUE‐Faktor.
3.7.2
PUE‐ und CUE‐Faktor
Der „Power Utilization Efficiency“‐Faktor (PUE)
Wie es beim Auto den MVEG‐Verbrauch gibt, hat auch das IT‐Umfeld
Maßzahlen für die Effizienz von Systemen. Zahlreiche Initiativen haben in
den letzten Jahren für mehr Effizienz der einzelnen Geräte gesorgt, so wie
zum Beispiel die „Energy Star“‐Initiative
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,
die stromsparende Geräte
kennzeichnet. Somit kann der Konsument leichter entscheiden, ob ein Gerät
energiesparend ist oder nicht. Ein Blick in die Energy‐Star‐Datenbank reicht,
und man kann das sparsamste Gerät seiner Klasse wählen. Im Bereich der
Datacenter ist dies nicht so leicht, eine Vielzahl von Komponenten muss für
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