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Für die Marketingabteilungen ist der Hype Cloud schon wieder langsam
vorbei. Zu wenig neu und interessant ist das Thema, um damit große
Aufmerksamkeit zu erlangen. In der realen Umsetzung ist man im
Entwicklungszyklus aber gerade mal in der Mitte angekommen. Erste
Investitionen wurden gemacht, erste Lösungen ausprobiert. Manche mit
recht bescheidenem Erfolg. Zu isoliert wurde das Thema betrachtet, zu
wenig Know‐how und Best Practice war vorhanden, um die Cloud zu
bewältigen. Dennoch wurde in den letzten zwei Jahren auch immer klarer,
dass mit der Cloud unglaubliche Potenziale geweckt werden konnten, und
somit war die Cloud auch nicht sofort vom Tisch, sondern eher in eine
abwartende Parkposition verfrachtet worden.
Die Cloud ist ein Game‐Changer – und sie ist Teil eines größeren Ganzen. Die
vierte industrielle Revolution – die Digitalisierung der Produktion, der
Produkte, der Kommunikation – ist im Gange, und Themen wie globale
Netze, riesige Rechenleistungen, Cloud, Social Media und Mobile Data für
mündige und mobile User ergeben erst das Gesamtbild. In jedem Bereich
sind seitens des Anbieters und des Nutzers eine Reihe von Hausaufgaben zu
machen, andernfalls – wie bei jedem kurzsichtigen Zugang – ist die Gefahr
der isolierten und zu engstirnigen Prüfung der Herausforderungen groß und
ein Scheitern fast schon vorprogrammiert.
Somit ist die Cloud ein Sinnbild für New School und die drastischen
Veränderungen unserer Welt, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die Cloud
stellt Ressourcen, bisher erfolgreiche Prozesse, Organisationen, Produkte
und wissende Spezialisten vor teilweise gravierende Veränderungen und
komplexe Herausforderungen. Nicht alles ist von Vorteil. Nicht alle werden
gewinnen. Manches will vermieden werden. Aber die Veränderung selbst ist
bereits im Gange und kann nicht mehr aufgehalten werden.
1.1.1
Ist die Cloud überhaupt vermeidbar?
Vor fast 30 Jahren trugen die ersten Geschäftsleute ein kleines Köfferchen
mit sich, damit sie von ihren Reisezielen aus mit ihren Unternehmen Kontakt
halten konnten. Wenige Jahre später waren diese Köfferchen bereits zu
hundeknochengroßen Mobiltelefonen geschrumpft.
Damals war die landläufige Meinung, dass man so ein technisches Spielzeug
eigentlich nicht brauchte. „Wozu soll das gut sein? Wenn ich was zu
telefonieren habe, kann ich das auch ohne Handy tun, Telefone gibt’s
überall“, war die weitverbreitete Volksstimme.